Varangerbotn, 19.01.2001 um 17.46 Uhr MEZ vorheriger Tag nächster Tag
heutige Etappe: 360 Km
Gesamtstrecke: 3.003 Km und 245 Sm
Temperaturen: max.: 0°,  min.: -5°
Position: 70°10' nördliche Breite; 28°33' östliche Länge
 

Hey,
von der heutigen Etappe gibt es viel zu berichten. Heute Morgen sind wir bei schönsten Winterwetter aufgebrochen. Die Dämmerung zog sich über 150 min hin und verzauberte die Landschaft mit einem phantastischen Licht. Vor Ivalo zogen die ersten Schneeschauer auf, die uns das Barometer vorausgesagt hatte. Hinter Inari klarte es wieder auf. Auf der Strecke bis Inar begegneten wir vier BMW-Testfahrzeugen. Da sie nicht, wie die Audis, die wir 1999 sahen, auf einen Langstreckentest ausgerüstet waren, schien es sich hier um einen Wintertest zu handeln. Doch bei diesen Temperaturen ist der Test sicher umsonst. In Inari und Utsjoki erlebten wir einen historischen Moment. Wir gaben die letzten finnischen Makka in unseren Leben aus. (Dieser Währung verliert auch am 31.12.2001 ihren Wert) Wir kauften eine Palette Lapin Kulta und eine Flasche Frostschutzmittel.  

Gegen Mittag meldete das GPS keine Sonnenaufgangs- und Untergangszeiten mehr. Das heißt wir haben seit dem Polarnacht. Um 14.06/13.06 Uhr (OEZ/MEZ) überquerten wir die Grenze zu Norwegen. Die E 6 hatte einen Zustand, wir ich es mir vorgestellt hatte. Sie war komplett mit einer Eis- und Schneeschicht überzogen. Durch Spikes und Kettenfahrzeuge ist sie aber etwas aufgeraut. Trotzdem ist mir heute das erste Mal bei Tempo 90 das Heck ausgebrochen. Doch mit viel Gefühl konnte ich den Wagen abfangen.
Ein Norweger hätte sicher gesagt: "Kjøre sakte!". 
 

Es sollte aber noch nicht reichen. Vor Tana bru sind wir in einen Blizzard geraten, der sich gewaschen hat. Am Anfang ging es noch. Nur bei Begegnungen mit LKW's wurde es gefährlich. In Tana bru überquerten wir auf der gleichnamigen Brücke den Fluß Tana. Die Brücke war so stark überfroren, daß der erste leichte Anbremsversuch mit dem Aufleuchten meiner Kontrolllampen beantwortet wurde. Mit stehenden Rädern näherte ich mich so der anschließenden Kreuzung. Nur mit einem beherzten Manöver, in dem ich beim Rutschen rechts einlenkte und im Kreuzungsbereich die Bremsen löste, konnte ich hier abbiegen. Naja, zum Glück haben wir als Jugendliche im Winter immer mit unseren Autos im Schnee gespielt. Diese Erfahrungen helfen hier weiter. Hinter Tana bru wurde der Blizzard so stark, daß ich die Straße nicht mehr sehen konnte. Dummerweise war ich auch noch das Führungsfahrzeug einer kleinen Kolonne und tastete mich so halb blind durch die Dunkelheit. Mit Tempo 40-60 km/h war ich teilweise für die Witterungsverhältnisse zu schnell. Aber irgendwann signalisierte mir ein Kleinbus von hinten, daß er überholt. Ich war im ersten Moment froh meine Führungsposition abzugeben. Aber er legte ein Tempo vor, wo es unverantwortlich wäre im zu folgen. Mit viel Erleichterung erreichten wir Varangerbotn. Obwohl wir heute bis Vadsø fahren wollten, hielten wir es für angemessen hier zu übernachten und den Blizzard abzuwarten. Mal sehen ob es morgen weiter geht.  

Unser morgiges Ziel wir Vardø sein. Vardø ist die einzigste europäische Stadt außerhalb Russlands, die in der arktischen Klimazone liegt. Von hier aus können wir mit der Hurtigrute fahren und ersparen so ein großes Stück der Finnmark. Wir haben heute auch die Vegetationszone gewechselt und befinden uns in der Tundra. Noch ein kleiner Nachtrag zu Finnland. Obwohl es sehr glatt war, haben wir das Land von Süd nach Nord (1358 Km) in zweieinhalb Tagen durchquert. Den Winter hatte ich mir härter vorgestellt. Die Quartiere waren gut und wir haben sie problemlos bekommen. Bis jetzt lief alles reibungslos.
Wir mußten auch feststellen, daß Finnisch einfach ist:
Hotelli
Kioski
Grilli
Banki
Sauna
doch was heißt: Henkilötodistus?


Zu den Bildern: 
 
Bild1: "Dämmerung über Lappland"
Dämmerung über Lappland
 
Bild2: "Die E 75 vor Ivalo"
Die E 75 vor Ivalo
 
Bild3: "Rentiere auf der E 75"  
Rentiere auf der E 75
 
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André