Hey,
von der heutigen Etappe gibt es viel zu
berichten. Heute Morgen sind wir bei schönsten Winterwetter
aufgebrochen. Die Dämmerung zog sich über 150 min hin und
verzauberte die Landschaft mit einem phantastischen Licht. Vor Ivalo
zogen die ersten Schneeschauer auf, die uns das Barometer vorausgesagt
hatte. Hinter Inari klarte es wieder auf. Auf der Strecke bis Inar
begegneten wir vier BMW-Testfahrzeugen. Da sie nicht, wie die Audis,
die wir 1999 sahen, auf einen Langstreckentest ausgerüstet waren,
schien es sich hier um einen Wintertest zu handeln. Doch bei diesen
Temperaturen ist der Test sicher umsonst. In Inari und Utsjoki
erlebten wir einen historischen Moment. Wir gaben die letzten finnischen
Makka in unseren Leben aus. (Dieser Währung verliert auch am
31.12.2001 ihren Wert) Wir kauften eine Palette Lapin Kulta und
eine Flasche Frostschutzmittel.
Gegen Mittag meldete das GPS keine
Sonnenaufgangs- und Untergangszeiten mehr. Das heißt wir haben seit dem Polarnacht. Um 14.06/13.06 Uhr (OEZ/MEZ) überquerten wir die
Grenze zu Norwegen. Die E 6 hatte einen Zustand, wir ich es mir
vorgestellt hatte. Sie war komplett mit einer Eis- und Schneeschicht
überzogen. Durch Spikes und Kettenfahrzeuge ist sie aber etwas aufgeraut. Trotzdem ist mir heute das
erste Mal bei Tempo 90 das Heck
ausgebrochen. Doch mit viel Gefühl konnte ich den Wagen abfangen. Ein
Norweger hätte sicher gesagt: "Kjøre sakte!".
Es sollte aber noch nicht reichen. Vor
Tana bru sind wir in einen Blizzard geraten, der sich gewaschen hat. Am
Anfang ging es noch. Nur bei Begegnungen mit LKW's wurde es gefährlich.
In Tana bru überquerten wir auf der gleichnamigen Brücke den Fluß
Tana. Die Brücke war so stark überfroren, daß der erste leichte
Anbremsversuch mit dem Aufleuchten meiner Kontrolllampen
beantwortet wurde. Mit stehenden Rädern näherte ich mich so der
anschließenden Kreuzung. Nur mit einem beherzten Manöver, in dem ich
beim Rutschen rechts einlenkte und im Kreuzungsbereich die Bremsen
löste, konnte ich hier abbiegen. Naja, zum Glück haben wir als
Jugendliche im Winter immer mit unseren Autos im Schnee gespielt.
Diese Erfahrungen helfen hier weiter.
Hinter Tana bru wurde der Blizzard so
stark, daß ich die Straße nicht mehr sehen konnte. Dummerweise war
ich auch noch das Führungsfahrzeug einer kleinen Kolonne
und tastete mich so halb blind durch die Dunkelheit. Mit Tempo
40-60 km/h war ich teilweise für die Witterungsverhältnisse zu
schnell. Aber irgendwann signalisierte mir ein Kleinbus von hinten,
daß er überholt. Ich war im ersten Moment froh meine Führungsposition
abzugeben. Aber er legte ein Tempo vor, wo es unverantwortlich wäre im
zu folgen.
Mit viel Erleichterung erreichten wir
Varangerbotn. Obwohl wir heute bis Vadsø fahren wollten, hielten wir
es für angemessen hier zu übernachten und den Blizzard abzuwarten.
Mal sehen ob es morgen weiter geht.
Unser morgiges Ziel wir Vardø sein. Vardø
ist die einzigste europäische Stadt außerhalb Russlands, die in der arktischen
Klimazone liegt. Von hier aus können wir mit der Hurtigrute fahren und
ersparen so ein großes Stück der Finnmark. Wir haben heute auch die
Vegetationszone gewechselt und befinden uns in der Tundra.
Noch ein kleiner Nachtrag zu Finnland.
Obwohl es sehr glatt war, haben wir das Land von Süd nach Nord (1358
Km) in zweieinhalb Tagen durchquert. Den Winter hatte ich mir härter
vorgestellt. Die Quartiere waren gut und wir haben sie problemlos
bekommen. Bis jetzt lief alles reibungslos.
Wir mußten auch feststellen, daß Finnisch einfach ist:
Hotelli
Kioski
Grilli
Banki
Sauna
doch was heißt: Henkilötodistus?
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