Hey,
heute fuhren wir die gesamte Nordwestküste von Austvågøya ab, um mal ein
verlassenes Fischerdorf zu finden. Dieses Unternehmen war sehr erfolglos. Im
Gegenteil ! In den meisten Dörfern wurden viele neue Häuser gebaut. Ich
glaube die Geschichte mit den verlassenen Fischerdörfern an der Westküste
der Lofoten ist zum größten Teil auch wieder übertrieben, erlogen oder eine
Spinnerei von deutschen Journalisten und Sachbuchautoren. Ich werde in nächster
Zukunft auch nichts mehr glauben, was in der Literatur über dieses
Land geschrieben wird. Was ich da schon für einen Scheiß gelesen habe. Ich
glaube die meisten dieser Autoren waren nur mal für zwei Wochen hier und
meinten, sie müssen jetzt einen Reiseführer schreiben. Also ich warne vor
dem Inhalt von einigen Reiseführern und Sachbüchern über Norwegen.
Richtig gefährlich wird es da zum Beispiel, wenn einer dieser Typen schreibt, daß
der Aufstieg zum Kirrag am Lysefjord keine besondere
Kondition erfordert und man in 3-4 Stunden am Gipfel ist. In Wirklichkeit braucht man
schon fast alpine Erfahrungen um da hoch zu kommen!
Da wir uns gestern so vitaminreich vom Nordmeer ernährten, beschlossen wir
heute nochmals am Raftsund zu angeln. Aber bei -5°C brachen wir das ganze
nach knapp einer Stunde ab. So war heute auch nur ein 51er Dorsch am Haken.
Ich glaube aber der reicht für heute.
Gestern hätte mein Leben fast ein jähes Ende gefunden.
Nicht beim Autofahren auf spiegelglatter Fahrbahn, sondern beim Angeln. Als wir zwischen 16.30 Uhr
und 17.00 Uhr unsere Angeln einpackten, war es schon finsterste Nacht geworden. Ich stand an der
Spitze des Stegs und sah noch mal über den
Sund in Richtung Südwest. Die schwindende Dämmerung warf noch ein wenig Licht auf
die Wasseroberfläche. Da bemerkte ich auf der Wasseroberfläche die Silhouette eines großen Vogels,
der direkt auf mich zukam. Ich dachte, es wäre ein Adler und suchte ihn vergeblich in der Luft.
Als ich wieder nach
vorn schaute, sah ich 2-4 Meter vor mir einen Reiher schlagartig um 180° drehen.
Dieser wollte natürlich auf dem Steg landen, wo ich gerade stand. Zum Glück
bemerkte er mich rechtzeitig. Ich glaube, daß wäre für uns beide schmerzhaft
geworden, wenn er sich durch meine Brust gebohrt hätte.
Eine andere Geschichte unseres Angellateins ereignete sich am Freitag. Da
haben wir im Selfjorden geangelt. Dabei benutzte Frank einen Gummifisch als
Köder. Plötzlich bemerkte er einen großen Widerstand an seiner Schnur und
dachte, er hätte einen großen Fisch an der Angel. Der Widerstand ließ aber
wieder nach und kurz darauf tauchte eine Krähenscharbe auf.
Mit den Worten
"He verschwinde ! Das ist mein Gummifisch !" versuchte er sie zu vertreiben.
Aber ungeachtet seiner Worte und Gesten tauchte sie ein zweites Mal nach dem
Köder. Doch bevor sie den Fisch mit samt Haken verschlang bemerkte sie ihren
Irrtum und verschwand. Der Vogel hätte uns nicht nur leid getan, sondern wir hätten auch ein großes
Problem gehabt.
Wir wissen bis jetzt noch nicht, wie
a) eine Krähenscharbe
zubereitet wird und
b) ob diese überhaupt genießbar ist?
Von einem Elbingeröder Angler weiß ich, daß geangelte Stockenten gut sein
sollen. Dann weiß ich auch, daß einige Seevögel aus der Familie der Alken
genießbar sind. Aber Kormorane und Krähenscharben? Ich weiß nicht. Die sehen
ja schon unappetitlich aus.
Das ganze ist aber noch gar nichts gegen die Geschichte unseres Kumpels Pepi. Beim Angeln im
Langfjord wurde ihm, vor den Augen seiner
Familie, ein frisch gefangener Fisch von einem Nerz stibitzt. (Berichtige
mich, wenn es verkehrt ist!)
Man kann sagen, Angeln in Norwegen ist nicht nur nahrhaft, sondern man erlebt noch tierisch viel dabei!
Morgen geht es über den Vestfjord zurück aufs norwegische Festland.