Tretten/Gudbrandsdal, 31.01.2001 um 20.51 Uhr MEZ vorheriger Tag nächster Tag
heutige Etappe: 529 km
Gesamtstrecke: 6411 km und 524 Sm
Temperaturen: max.: 2°,  min.: -13°
Position: 61°16' nördliche Breite; 10°21' östliche Länge
 

Hey,
so, "Hotel Cesar" und "Anton Rundfunk" ist nun vorbei und ich habe mal wieder Zeit ein paar Sätze zu schreiben. Die Tour geht zu Ende, die Strecke wird langweiliger und so richtig habe ich kaum noch Lust zum schreiben und fotografieren. Deswegen mach ich die Beschreibung von heute mal kurz. Wir sind mal wieder 529 km auf der E6 gen Süden gefahren. In Trondheim machten wir kurz halt um das obligatorische Nidaelv-Foto zu machen. Außerdem war ich noch im RBK-Shop, um mir ein BK Rosenborg-Basecap zu kaufen. Ich bin halt auch noch Fußballfan.

Die Überquerung des Dovrefjells war eigentlich der heutige Höhepunkt. Als alter Artillerist gefiel mir natürlich am besten, daß das norwegische Militär hier zwei FH 177 in Stellung gebracht hatte. Der Schießlärm erinnerte mich an unsere Übungsphasen in Bergen. Nach sehr langer Suche haben wir im Gudbrandsdal eine geöffnete Hüttenvermietung gefunden. Nachdem wir ca. 15-20 geschlossene Hüttenvermietungen abgefahren hatten, sahen wir uns schon in einem teuren Hotel in Lillehammer übernachten.

Das Europäische Nordmeer haben wir heute entgültig hinter uns gelassen. Damit können wir die Angeln wieder einpacken. Ich musste feststellen, daß die "Huldra" diesmal einen hohen Preis forderte. So verlor ich in den letzten Tagen beim Angeln drei sehr gute norwegische Blinker, einen alten, kleinen deutschen Blinker, zwei Wobbler mitsamt Stahlvorfach und Blei sowie einen Spinner. Der Verlust war somit unerwartet hoch! 

Ich möchte die Gelegenheit gleich mal nutzen, um noch ein paar Worte über die Hurtigrute zu verlieren. Ich bin auf meinen letzten Touren mit der MS Kong Harald, der MS Harald Jarl und der MS Narvik gefahren. Damit habe ich also alle drei Generationen von Hurtigrutenschiffen ausprobiert. Für Leute, die diese Zeilen lesen und einmal eine Reise mit der legendären norwegischen Postschifflinie unternehmen wollen hier mein Testergebnis :

  • Die historische Generation (MS Harald Jarl und MS Lofoten) bietet ihren Passagieren viel zu wenig Platz.
  • Die mittlere Generation (MS Narvik, MS Midnatsol und MS Versterålen) hat eine miserable Laufeigenschaft. Die Schiffe schaukeln sich bei leichtestem Seegang unangenehm auf. Dazu sind sie auch unzureichend ausgestattet.
  • Für eine Reise mit der Hurtigrute über eine längere Distanz möchte ich nur eins der sechs modernen Schiffe empfehlen. 

Hey Kollegen,
ich habe mir heute bei der Fahrt noch mal Gedanken darüber gemacht, daß Ihr erst mit der Arbeit beginnt, nachdem Ihr meine Berichte gelesen habt. Was passiert dann an den Tagen, wo keine Mail von mir kommt??? Ich mach mir ernsthaft Gedanken um die Zukunft unserer Firma ... 

Hey Meister und Lippi, zum letzten mal möchte ich noch einen zum Thema Telefonsystem zum Besten geben. Ich erwähnte ja schon, daß Norwegen zwei Systeme hat. Das alte System hat den finnischen Anschluß und ich konnte es in der Finnmark und der Troms benutzen. Das neue Systhem funktioniert mit Steckkontakten, die unserem ISDN-System ähnlich sind (vorausschauend gedacht!). Auf den Lofoten haben auch alle öffentliche Einrichtungen ISDN. Ich hatte sehr viel Glück, daß mein Kumpel noch einen alten Anschluß in seiner Tischlerwerkstatt hatte, den die Telefongesellschaft vergessen hat stillzulegen. Unter was für abenteuerlichen Umständen ich hier die E-Mails gesendet habe, könnt Ihr Euch nicht vorstellen. Auf dem Festland angekommen mußte ich mich erst mal um einen neuen Adapter kümmern. So suchte ich in Mosjøen einen Telefonladen auf. Der Typ erinnerte mich ein bisschen an Dich. Nach langer Diskussion meinte er, ich könne den alten Adapter wegschmeißen und wollte mir nicht glauben, daß dieser in der Finnmark und Troms noch funktioniert. Dann sagte er mir, einen Adapter für das neue System gibt es nicht und wollte mir sofort mein Modemkabel umbauen. Davon brachte ich ihn aber ab. Sonst hätte ich das Kabel nicht mehr in Finnland, Schweden, Deutschland usw. benutzen können. Also baute er mir ein komplett neues Modemkabel für das norwegische System. So hab ich jetzt zwei Modemkabel. 

Hey Lippi, ich war gestern mal wieder auf der breutel.de. Es gefällt mir immer besser, was Du da machst. Echt Klasse. Ich will mich gleich mal für deine Mühe bedanken. Über alles weitere sprechen wir am Wochenende. 

Ach so Wochenende!
Wir fahren morgen nach Schweden. Am Freitag fahren wir über Dänemark, Puttgarden, Kiel und Hamburg nach Hause. Ich schätze, ich werde in der Nacht vom Freitag zum Samstag zu Euch ins Meisterbüro stoßen. Also Meister, denke dran! Ordere 'ne Kiste Bier mehr, ich fühle mich stark dehydriert!


Zu den Bildern:
 
Bild1: "Unsere Hütte in Grong/Heia" Da könnt Ihr mal sehen wie wir so leben.
Unsere Hütte in Grong/Heia
 
Bild2: "Speicher am Nidaelv Das obligatorische Trondheimbild.
Speicher am Nidaelv
 
Bild3: "Vereister Wasserfall im Gudbrandsdal" Ein bescheidenes Beispiel für die vielen abstrakten Eisformationen, die uns auf unserer Strecke stets begleiteten.
Vereister Wasserfall im Gudbrandsdal
 
Ha det bra vorheriger Tag nächster Tag
André