Kristiansund, 05.02.2003 um 22.14 Uhr
heutige Strecke: 488 km
Gesamtstrecke: 5014 km
Position: 63°08' nB ; 007°44' oL
Temperatur: 2° C
 

Hei hei,
als erstes möchte ich einmal meinen alten Kumpel, ehemaligen Klassenkameraden und Osterfeuergefährten Marco Hönig grüßen. Wer das Gästebuch gelesen hat, wird wissen, dass er auch einmal im Internet erwähnt werden möchte. Also Marco, viele Grüße aus dem hohen Norden. Bestell auch deinem Vermieter viele Grüße! Wo wir auch gleich in der Elbingeröder Pfarrstraße sind, grüße ich auch gleich die Leute von gegenüber. Also viele Grüße an alle Leute, die an den anstrengenden Tagungen im Büro von SP Eisenkolb teilnehmen. Na ja, und zuletzt grüßen wir noch die ganze Bande vom Osterfeuer Ortberg, speziell die Sektionen Brandstiftung, Boxen, Schießen und Messerwerfen.
Als nächstes möchte ich Entwarnung geben. Denn heute trafen wir Elch Nr. 13. Aber nicht auf der Straße, sondern er stapfte friedlich 200 m neben der Straße durch den tiefen Schnee. Er lief zwar wunderschön im Licht der Morgensonne durch die Landschaft, war aber selbst für 300 mm Brennweite zu weit weg. Die großen Rohre waren leider gut verstaut und ich kam nicht dran. Aber 1996 wären wir noch froh über solch eine Aufnahme gewesen. Aber heute kamen die Elche nicht im Viererpack. Er war dann der einzige Elch vom Tag. Im Winter sieht man mal die Ausmaße der Elchpopulation in Skandinavien und versteht, warum die Skandinavier von einer Landplage sprechen. Die Spuren führen überall lang. Durch Ortschaften, Gärten, Höfe, Seen und Teiche. Selbst durch eine größere Gärtnerei führten heute die Elchfährten. Als Autofahrer macht man sich da große Sorgen.

Unsere heutige Strecke führte uns auf die Halbinsel Fosen. Denn in Rissa befindet sich die Fosen Mekaniske Verksteder AS. In dieser Werft wird zur Zeit die neue MS "Midnatsol" gebaut. Sie wird das 80. Hurtigrutenschiff und das 3. Schiff der Millennium Generation. Für einen Hurtigrutenfanatiker, wie ich es bin, ist ein Abstecher hierher Pflicht. Zudem wollte ich mal sehen, wie eine norwegische Firma mit einem Möchtegernjournalisten umgeht. Da ich mich in Deutschland mit der Industriearchitektur der verbliebenen Bergwerke beschäftige, sammelte ich hier die unterschiedlichsten Erfahrungen. Mit der GVV konnte ich sowohl vor Ort, als auch im Briefverkehr sehr gut zusammenarbeiten. Mit der DBE ging es meistens auch. Bei der K+S war es so eine 50:50 Sache. Die RAG und die Süddeutsche Salzindustrie verwiesen einen komplett. Nun war die Fosen MV dran. Wegen der Verwirrung durch Bauarbeiten verlief ich mich erst einmal und landete im Gebäude und in einen Büro der Reederei. Zwei TFDS Angestellte verwiesen mich dann ins richtige Gebäude. Auch hier fand ich keinen Empfang und versuchte es auch erst mal in einem Büro. Der Herr führte mich dann zwei Türen weiter. Aha, haben wir uns wieder mal glatt angestellt. Na ja, macht nüscht! Nun trug ich der Dame am Empfang mein Anliegen vor und sie fragte, ob ich das mit der Reederei abgesprochen hätte. Als erstes dachte ich: 'Muss ich jetzt nach Tromsø?' Aber dann fiel mir ein, dass ihre Frage berechtigt war, denn ich kam ja gerade aus dem Gebäude der Reederei. Also sagte ich, dass es mit niemanden abgesprochen sei und ich einfach nur einen Artikel für ein deutsches Schiffsmagazin schreiben will. Sie rief dann den Chef des Konstruktionsbüro an und er kam zu mir. Auch ihm erzählte ich, dass ich mich für die Hurtigruten interessiere, einen Artikel über die Millenniumsschiffe schreiben will und dazu Aufnahmen brauche. Er erzählte mir erst einmal von Problemen und dass ich aus Sicherheitsgründen nicht aufs Schiff könne. Da erwiderte ich gleich, dass ich nur an Außenaufnahmen interessiert bin und er meinte das wäre kein Problem. Es träfe sich sogar gut, denn es wäre noch ein norwegischer Fernsehjournalist da und ich könne mich da anschließen. Nach einigen Minuten kam dann auch der Personalmanager, Reider Gullesen. Er war neben seiner Position auch noch für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Wir führten auf dem Weg zum Schiff ein längeres Gespräch. So erfuhr ich, dass die "Midnatsol" auch in zwei Bauabschnitten gebaut wird. Der erste Abschnitt, der Rohbau, erfolgt in Landskrona. Das Schiff kostet der TFDS 760 Mio. NOK (aktueller Kurs: 1 : 7,2 ) Damit ist sie etwas teurer, als die MS "Trollfjord". Das verwirrte mich etwas. Denn bei Schwesterschiffen ist die zweite Schwester meistens billiger als die erste. Aber die "Midnatsol" ist für mehr Passagiere zugelassen. So ist die Inneneinrichtung etwas umfangreicher. Zudem arbeiten täglich 450 Arbeiter an der Bude. Auch hier setzt man stark auf Subunternehmen. Von den 450 Mann arbeiten allein 110 Arbeiter an der Elektrik. Nach unseren Rundgang schenkte ich Herrn Gullesen eine vergrößerte und gerahmte Aufnahme der "Wachablösung" vom 18. Mai (Siehe letzte Reise) als kleines Dankeschön für seine Mühe. Er zeigte sich sichtlich erfreut. Da der gesamte Empfangsraum mit Modellen und Fotos von Schiffen, die hier gebaut wurden, gefüllt war, denke ich dass meine Aufnahme hier gut untergebracht ist. Ein klein wenig erfüllte es mich auch mit Stolz. Zu den Schiffen gehören viele Fähren. Unter anderem die "Bergen" der Fjordline, "Stena Traveller", "Olympic Champion" und "Olympic Spirit" der ANEK-Lines und natürlich die MS "Trollfjord".

Danach verließen wir Fosen und fuhren auf der E 39 westwärts. Der Abend sollte aber mies enden. Gegen 16.00 Uhr begannen wir in Orkanger mit der Suche nach einer Unterkunft. Die erste hatte das Wasser abgestellt, die zweite war verrammelt. Dann begann eine vierstündige Odyssee. Wir fuhren durch eine absolut tote Gegend. Das war eine riesengroße Scheiße! Hier gab es Ortschaften ohne Straßenbeleuchtung und Gehwege. Zudem finstere Dunkelheit, enge Straßen und einsetzender Schneefall, der schnell sehr heftig wurde. Zum Glück schützten sich die Einheimischen mit reflektierender Kleidung oder reflektierenden Strahlern. Es war wirklich unschön. So stelle ich mir Norwegen vor dem Öl vor. Ziemlich verzweifelt erreichten wir gegen 20.30 Uhr Kristiansund. Zu unserer Überraschung war die Rezeption vom Atlanten Camping noch besetzt. So hatten wir wieder mal mehr Glück als Verstand und bekamen die selbe Hütte wie im Sommer. Auf jeden Fall bin ich heute kaputt und sehr geschafft. Von daher.
 

Zu den Bildern:
 
Bild1: Eiszapfen
 
Bild2: Von vorne sieht sie ja schon aus, wie ein richtiges Hurtigrutenschiff...
 
Bild3: ...von hinten noch nicht ganz...
 
Bild4: ...doch an der Seite muss noch viel gemacht werden. Hier müssen noch viele provisorische Eingänge verschweißt werden. Das ganze erinnerte mich auch an eine Großbaustelle, wie ich sie gewohnt bin. Fast jedes Deck hat noch einen separaten, provisorischen Zugang. Hier können noch große Gegenstände mit Kranen, Hebebühnen und Aufzügen hineingehievt werden. Da müssen dann noch viele Elektroden verbraten werden. Zudem gibt es die Partei der Bauherrenvertretung, deren Chef der zukünftige Kapitän ist und die Bauleitung. Ich möchte nicht wissen, wie zwischen den Parteien im letzten Jahr die Fetzen geflogen sind. Damals verspätete sich die Fertigstellung der "Trollfjord". Dadurch musste die Jungfernfahrt um 11 Tage verschoben werden. Die Reederei hatte natürlich schon Plätze zur Jungfernfahrt verkauft. Das wird wohl eine satte Vertragsstrafe gegeben haben. Die Ursachen lagen in der Bauverzögerung der MS "The World". Zwei Verzögerungen hintereinander. Das kann so einer kleinen Werft das Genick brechen.
 
Bild5: Die FS "Fosen"
 
Ha det brå
André