Alta, 22.01.2001 um 19.48 Uhr MEZ vorheriger Tag nächster Tag
heutige Etappe: 147 Km und 156 Sm
Gesamtstrecke: 3.445 Km und 468 Sm
Temperaturen: max.: -3°,  min.: -21°
Position: 69°55' nördliche Breite; 23°16' östliche Länge
 

Hey,
von der heutigen Tour gibt es wieder viel zu berichten. Ich hoffe ich langweile Euch nicht mit meinen Ausführungen. Wir haben heute Mittag die norwegische Westküste erreicht. Die Überfahrt war mal wieder richtig schön. Wie ich schon berichtete legten wir mit Verspätung in Vardø ab. Trotzdem die Crew der Narvik mit voller Kraft fuhr (35 km/h), schafften sie es nicht, die Zeit aufzuholen. Der Grund lag darin, daß die vorausfahrende Polarlys ausgefallen war und die liegengebliebende Fracht mitgenommen werden mußte. So verzögerten sich die Anlegzeiten in den Häfen. Was dazu führte, daß die MS Nordkapp knapp vor uns in Belevåg einlief und wir 35 Minuten vor dem Hafen warten mußten. Somit kamen wir auch mit Verspätung in Hammerfest an. Da die Barentssee neben dem Vestfjord, der Folda und dem Stadhavet einer der härtesten Abschnitte auf der 1150 Seemeilen langen Reise der Hurtigrute ist, war die Fahrt sehr spaßig. Der Sturm vom Samstag hatte das Meer ziemlich zugerichtet. Nun versucht mal in der Koje zu liegen und Euch beim Schlafen mit einer Hand festzuhalten, um nicht aus dem Bett zufallen. Also mit Schlafen war hier nicht viel.

Vor Belevåg bot sich noch ein schönes Schauspiel. Am Himmel leuchtete ein leichtes Polarlicht und am Horizont sah man viele kleine Lichter von einzelnen Fischerbooten, die beim nächtlichen Fang auf der Barentssee waren. Die Nacht war ziemlich lau, so daß ich lange auf Deck stehen konnte, um mal wieder Seeluft zu atmen. Um 03.30 Uhr war es dann auch so weit. Ca. 20 Minuten hinter Mehamn passierten wir bei der Position 71°08,782' den nördlichsten Punkt unserer Tour. Von nun sind wir wieder auf Südkurs. Danach erreichten wir den Porsangerfjord und den Magerøysundet. Damit fuhren wir durch geschützte Gewässer und man konnte etwas schlafen. In Havøysund kam es zu unplanmäßigen Begegnung mit der nordgehenden MS Richard With. Es wurde sich im Hafen, nach Hurtigrutenmanier mit lautstarken, dreifachen Typhonsignal begrüßt. Dadurch war sicher auch der Letzte hier im Ort wach.

In Hammerfest war so ziemlich das schlimmste passiert, was ich mir vorstellen konnte. Es hatte am Sonntag getaut und heute gab es wieder Frost. So waren die Straßen spiegelglatt. Es wurde mir heute mal richtig mulmig. Man muß sich den Zustand des Rv 94 so vorstellen, daß die Straße richtig glatt ist, es gibt keine Leitplanken und es geht gleich 5m steil in Fjord runter. Ich garantiere Euch, da wäret Ihr auch nur mit 60 km/h gefahren ! Ich erlebte heute auch das erste mal, daß die Straßen gestreut wurden. Das ganze sieht so aus, daß man auf einen Kipper Kies packt und der dann mit angekippter Mulde die Straße entlangfährt. Das ganze funktioniert sogar.
Vor Skaidi lag dann wieder Schnee auf der Straße.
Dadurch gab es wieder richtig Grip. Danach stand mit der Überquerung des Altafjells die erste Gebirgspassage an. Auf der Informationstafel vor dem Pass stand: "Snø- og Isdekke, lett bris und -17°C". Also die allerbesten Voraussetzungen. Die Temperaturen sanken sogar auf -21°, was bedeutet, daß man guten Grip hat. Dadurch konnte ich mal wieder die 90-100 km/h Marke erreichen. Es ist schon ein eigenartiges Gefühl mit dieser Geschwingigkeit übers Eis zu fahren - ist hier aber total normal.

Da wir jetzt der Sonne und der Dämmerung entgegen fahren bot sich hier oben ein wunderbares Naturschauspiel. Ich wollte zwar anhalten und ein paar Fotos zu machen, aber wir einigten uns darauf, diese Eindrücke für uns zu behalten und sie nicht zu teilen. Wir sind jetzt in Alta auf einem Campingplatz. Draußen zappelt seit einigen Stunden ein Polarlicht, was wir noch fotografieren wollen. Unseren Erfahrungen nach wird es zwischen 22.00 Uhr und 02.00 Uhr am stärksten sein. Da unsere Ernährungslage während der letzten zwei Tage sehr schlecht war, haben wir heute mal eine kleine F...orgie gestartet. Genug Vorräte haben wir ja mit.

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Das von mir angesprochene Polarlicht entwickelte sich zu einer sehr starken Aurora Borealis, die in mehreren Koronen endete. Die entstandenen Bilder möchte ich Euch nicht vorenthalten. Ich habe mich zwar verstärkt um die manuelle Fotografie gekümmert, habe aber auf die Schnelle auch ein paar Digitalaufnahmen gemacht.

Hey Meister,
die Olympus Camedia stellt sich als witterunganfällig und als ein Batteriefresser heraus. Ich kann sie zwar mit R6-Batterien betreiben, aber im A/S/M-Modus müssen die knackevoll sein.

Hey Elke, Heiko und Pepi,
Canon bewies sich gestern wieder als die No 1. Ich hatte die EOS 50 im Härteeinsatz. 2 1/2 Stunden bei -15°! Sie war zwar mit einer Raureifschicht überzogen, arbeitete aber problemlos. Na,ja. In der Grube werden die ja auch nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst.


Zu den Bildern: Heute gibt es besonders viele, deshalb hier ein kleines Auswahlmenü.
 

Hurtigrutenbegegnung im Havosund

Auf der Brücke der MS Narvik

Hammerfest

Polarlicht in Alta 1

Polarlicht in Alta 2

Polarlicht in Alta 3

 
Bild1: "Hurtigrutenbegegnung in Havøysund". Entschuldigt bitte die Dunkelheit, aber hier oben herrscht noch Polarnacht.
 
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Bild2: "Auf der Brücke der MS Narvik"
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Bild3: "Hammerfest"
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Bild4: "Polarlicht in Alta 1"
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Bild5: "Polarlicht in Alta 2"
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Bild6: "Polarlicht in Alta 3"
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Ha det bra vorheriger Tag nächster Tag
André