Hei,
heute Morgen fragte mich doch ein Norweger, ob wir zum Skifahren in die Region Sirdal gekommen
wären. "Nein", sagte ich, "wir wollten eigentlich zum Kjerag wandern, aber das Wetter war dazu zu
schlecht." Da fragte er mich doch glatt, ob wir da runter springen wollten.
Basejumper !!! Wir ???
Sehen wir wirklich so abgefahren aus ? Dabei krieg ich ja schon weiche Knie, wenn ich aus 5m Höhe
ins Wasser springen soll. Und dann aus 1.000 m, mit Fallschirm ?
"No ! That's not for me." war meine
Antwort. Er sagte mir dann noch, dass er es auch nicht glauben wollte, als plötzlich einmal fünf
Basejumper vor seinen Augen sprangen. Na ja. Hat ja auch schon einige Opfer gefordert.
Das Wetter hatte sich heute auch nicht entscheidend geändert. So verließen wir die Region Sirdal
und fuhren auf der Rv 45 in Richtung Sandnes. Zwischendurch machten wir noch einen Abstecher zum
Geröllfeld "Gloppedalsura". Hier fühlt man sich als Mensch immer sehr winzig. Sollte man mal
gesehen haben. Zu dem war heute noch alles mit Wolken verhangen und sah so sehr gespenstisch aus. Das
muss schon mächtig gerumpelt haben, als die Brocken hier herunter stürzten. Obwohl ich ja der
Meinung bin, dass es nicht natürlich entstanden ist. Es scheint mir eher das in der nordischen
Mythologie beschriebene Schlachtfeld "Vigrid" zu sein, wo sich im Zeitalter des Ragnarock die Asen
mit den Riesen bekämpften und im Kampfgetümmel die riesigen Brocken von den Felswänden lösten.
In Ryfilke wurde dann auch das Wetter etwas besser. Die Fahrt auf der
Fjordvegen, Rv 13, war heute
auch ein riesiges Erlebnis. Am schönsten war dann natürlich die Fahrt durchs Sørdalen. Nach knapp 8
Stunden Fahrt erreichten wir dann auch unser heutiges Ziel, den Sørfjorden. Wir
mussten mit
Genugtuung feststellen, dass wir richtig gepokert hatten und genau das richtige Abreisedatum
wählten. Denn wir sind genau zur rechten Zeit der Obstblüte hier eingetroffen. Der Löwenzahn ist
noch nicht verblüht und die Äpfel und Kirschen stehen gerade in rechter Pracht. Es ist schon eine
Wonne die Blütenpracht am Sørfjorden zu bestaunen.
Ein beklemmendes Ereignis gab es heute leider auch wieder. Wir kamen bei der Fahrt mal wieder an
einen schweren Tunnelcrash vorbei. Es war Tunnelcrash Nr. 3. Es ist immer wieder eine sehr
beklemmenden Situation, wenn man in den engen Röhren an Autowracks vorbei fahren
muss.
Zwei Sachen vielen mir heute auf der Fahrt auf. Als sehr positiv empfand ich bei der Fahrt auf
der
schmalen Ryfilkevegen, dass noch nicht die lästigen Wohnmobile unterwegs sind. Man
musste nicht
anhalten, um den klobigen Kisten auszuweichen und es tuckelte auch noch kein lahmes Womo's vor einem
her. Eigentlich tun mir die hier wohnenden Norweger sehr leid. Mit großen Grauen werden sie wohl
schon an den Sommertag denken, wo in Egersund, Kristiansand, Larvik, Oslo und Bergen die Schotten
der Fähren auf den Kai knallen und die verkehrsbehindernden Womo's wie Perlen an einer Kette sich
übers Land verteilen. Wenn ich überlege, was es bei unseren erste Touren für ein
Stress war, sich
mit so einem klobigen, unbeweglichen Fahrzeug hier an den Fjorden
entlang zu zwängen, wird mir heute noch ganz komisch ums Herz.
Dann viel mir heute noch auf, dass man sich noch gar nicht richtig auf den Nationalfeiertag
vorbereitet. Nur in Odda waren die Straßen rot-weiß-blau geschmückt. Zwei Autofahrer kamen uns
schon mit der Prielblume am Grill entgegen und eine Mutti hatte schon ein Fähnchen am Kinderwagen.
Aber sonst war nichts zu sehen. Wenn ich da an den Staat denke, in dem ich aufgewachsen bin, da
hingen schon drei Tage vor dem Nationalfeiertag alles voll mit den bunten Fähnchen, die die Farben
des Lübzer Freikorps trugen und das Werkzeug inmitten des lustigen Kranzes hatten.
Nun lassen wir es hier mal richtig ausregnen und warten das morgige Wetter ab. Bis dahin.
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