Lofthus, 16.05.2002 um 20.53 Uhr vorheriger Tag nächster Tag
heutige Strecke: 367 km
Gesamtstrecke: 1585 km
Position: 60°20' n.B. ; 006°39' o.L.
 

Hei,
heute Morgen fragte mich doch ein Norweger, ob wir zum Skifahren in die Region Sirdal gekommen wären. "Nein", sagte ich, "wir wollten eigentlich zum Kjerag wandern, aber das Wetter war dazu zu schlecht." Da fragte er mich doch glatt, ob wir da runter springen wollten. Basejumper !!! Wir ???
Sehen wir wirklich so abgefahren aus ? Dabei krieg ich ja schon weiche Knie, wenn ich aus 5m Höhe
ins Wasser springen soll. Und dann aus 1.000 m, mit Fallschirm ? "No ! That's not for me." war meine
Antwort. Er sagte mir dann noch, dass er es auch nicht glauben wollte, als plötzlich einmal fünf
Basejumper vor seinen Augen sprangen. Na ja. Hat ja auch schon einige Opfer gefordert.

Das Wetter hatte sich heute auch nicht entscheidend geändert. So verließen wir die Region Sirdal und fuhren auf der Rv 45 in Richtung Sandnes. Zwischendurch machten wir noch einen Abstecher zum Geröllfeld "Gloppedalsura". Hier fühlt man sich als Mensch immer sehr winzig. Sollte man mal gesehen haben. Zu dem war heute noch alles mit Wolken verhangen und sah so sehr gespenstisch aus. Das muss schon mächtig gerumpelt haben, als die Brocken hier herunter stürzten. Obwohl ich ja der Meinung bin, dass es nicht natürlich entstanden ist. Es scheint mir eher das in der nordischen Mythologie beschriebene Schlachtfeld "Vigrid" zu sein, wo sich im Zeitalter des Ragnarock die Asen mit den Riesen bekämpften und im Kampfgetümmel die riesigen Brocken von den Felswänden lösten.
In Ryfilke wurde dann auch das Wetter etwas besser. Die Fahrt auf der Fjordvegen, Rv 13, war heute auch ein riesiges Erlebnis. Am schönsten war dann natürlich die Fahrt durchs Sørdalen. Nach knapp 8
Stunden Fahrt erreichten wir dann auch unser heutiges Ziel, den Sørfjorden. Wir mussten mit Genugtuung feststellen, dass wir richtig gepokert hatten und genau das richtige Abreisedatum wählten. Denn wir sind genau zur rechten Zeit der Obstblüte hier eingetroffen. Der Löwenzahn ist noch nicht verblüht und die Äpfel und Kirschen stehen gerade in rechter Pracht. Es ist schon eine Wonne die Blütenpracht am Sørfjorden zu bestaunen.

Ein beklemmendes Ereignis gab es heute leider auch wieder. Wir kamen bei der Fahrt mal wieder an einen schweren Tunnelcrash vorbei. Es war Tunnelcrash Nr. 3. Es ist immer wieder eine sehr
beklemmenden Situation, wenn man in den engen Röhren an Autowracks vorbei fahren muss.
Zwei Sachen vielen mir heute auf der Fahrt auf. Als sehr positiv empfand ich bei der Fahrt auf der schmalen Ryfilkevegen, dass noch nicht die lästigen Wohnmobile unterwegs sind. Man musste nicht
anhalten, um den klobigen Kisten auszuweichen und es tuckelte auch noch kein lahmes Womo's vor einem
her. Eigentlich tun mir die hier wohnenden Norweger sehr leid. Mit großen Grauen werden sie wohl schon an den Sommertag denken, wo in Egersund, Kristiansand, Larvik, Oslo und Bergen die Schotten
der Fähren auf den Kai knallen und die verkehrsbehindernden Womo's wie Perlen an einer Kette sich übers Land verteilen. Wenn ich überlege, was es bei unseren erste Touren für ein Stress war, sich mit so einem klobigen, unbeweglichen Fahrzeug hier an den Fjorden entlang zu zwängen, wird mir heute noch ganz komisch ums Herz.

Dann viel mir heute noch auf, dass man sich noch gar nicht richtig auf den Nationalfeiertag vorbereitet. Nur in Odda waren die Straßen rot-weiß-blau geschmückt. Zwei Autofahrer kamen uns schon mit der Prielblume am Grill entgegen und eine Mutti hatte schon ein Fähnchen am Kinderwagen.
Aber sonst war nichts zu sehen. Wenn ich da an den Staat denke, in dem ich aufgewachsen bin, da hingen schon drei Tage vor dem Nationalfeiertag alles voll mit den bunten Fähnchen, die die Farben des Lübzer Freikorps trugen und das Werkzeug inmitten des lustigen Kranzes hatten.
Nun lassen wir es hier mal richtig ausregnen und warten das morgige Wetter ab. Bis dahin.
 

Zu den Bildern:
 
Bild 1: Das ist das Schlachtfeld "Vigrid", im Zeitalter des Ragnarocks fand hier die alles vernichtende Entscheidungsschlacht zwischen den guten Mächten der Asen und den bösen Mächten der Riesen statt....
 
Bild 2: ...die Menschen nennen es heute aber Gloppedalsura und meinen, die riesigen Felsbrocken sein natürlich und nicht im Kampfgetümmel der überirdischen Mächte ins Tal gestürzt. Sei es drum. Trotzdem war es schwierig, die Straße durch dieses Geröllfeld zu bauen und als Mensch kommt man sich winzig vor.
 
Bild 3: Das ist ein norwegisches Wasserkraftwerk. Nein, ist es nicht. Das ist eine der alten Mühlen im Suldalen.
 
Bild 4: Unter welchem Motto steht diese Tour? Dies ist schon mal ein kleiner Vorgeschmack darauf.
 
Bild 5: Kann mir eigentlich jemand sagen, wie dieser Wasserfall heißt? Er liegt zwischen Odda und
dem Låtefossen.
 
Bild 6: Blühende Frühlingswiese im Sørdalen.
 
Ha det bra vorheriger Tag nächster Tag
André