Trondheim, 11.03.2002 um 17.30 Uhr vorheriger Tag nächster Tag
  

Hei,
das soll nun Urlaub sein! 
Um 06.00 Uhr morgens schrillt einen der Wecker wach und man muß aufstehen. Aber was soll's, man muß ja nicht zur Maloche oder sich konzentrieren, sondern hat eine phantastische Fahrt vor sich. Da es gestern Abend anfing zu schneien, zeigte sich der Himmel über Oslo heute noch sehr grau. Nach dem Frühstück bestellte ich mir ein Taxi, was mich pünktlich zum Bahnhof brachte. Wegen der lauten Abrollgeräusche der Reifen fing ich mit dem Fahrer ein Gespräch über Spikereifen an. Dabei erzählte er mir, daß man in Südnorwegen vom 18. November bis 18. April eine generelle Winterreifenpflicht hat und sein Taxi- unternehmen wegen der Sicherheit bei der Personenbeförderung alle ihre Fahrzeug mit Spikes ausstattet.
(Die Winterreifenpflicht müsste man auch in Deutschland einführen !!! Da gibt's dann keine dummen
Diskussionen mehr !! :-))

Am Bahnhof angekommen hatte ich noch viel Zeit, bis mein Zug fuhr. Dabei beobachtete ich ein wenig die
Reisenden und stellte fest, dass ich im Vergleich zu einigen Anderen mit bescheiden wenig Gepäck unterwegs bin. Ich mußte dann auch die Erfahrung machen, dass die Züge in Skandinavien auch nicht immer von dem Bahnsteig abfahren, wo sie angekündigt sind. Im Sommer erlebte ich ja schon, dass an den Bahnsteigen auch nicht immer die Züge abfahren, die angekündigt sind. Sich da ein wenig zu erkundigen ist schon sehr wichtig.
Mit großer Freude stellte ich auch fest, dass mein Wagen mit der Nummer 442 auch nicht in Hamar zu finden war, sondern gleich der dritte Wagen war, den ich ereichte. Am schönsten bei den norwegischen Waggons sind die großen Gepäckfächer hinter dem Türbereich. Dadurch ist niemand gezwungen, seine sperrigen Gepäckstücke zwischen den Sitzen entlang zu wuchten. In Deutschland ergäbe sich da aber das Problem, dass sich einige Leute am fremden Gepäck vergreifen könnten. Das Vertrauen, das man den Skandinaviern entgegenbringen kann, habe ich ja schon bei meiner letzten Reise beschrieben. Meinen Rucksack und die Tasche mit meinem Laptop unbeaufsichtigt liegen zu lassen gewöhnte ich mir ja schon vom ersten Tag an. Heute ließ ich auch schon die Kameratasche unbeaufsichtigt zurück.

Die ersten Kilometer der Fahrt legte der Zug auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke des "Flytåg" von Oslo S
zum Flughafen Oslo-Gardermoen zurück. Die El 18 schaffte es dabei sogar stellenweise ihren Zug auf 160 km/h zu bringen. Eine Reisegeschwindigkeit, die ich in Skandinavien noch nicht erreicht hatte. Bei der
Geschwindigkeit ergab sich aber ein Problem. Der frisch gefallende Schnee wurde so aufgewirbelt, dass man stellenweise nicht aus dem Fenster sehen konnte. Die ganze Strecke über fuhr der Zug durch eine
phantastische Winterlandschaft. Gleich hinter Oslo riß auch der Himmel allmählich auf und es kam die Sonne heraus.
In Hamar beobachtete ich dann, wie einfach man es lösen kann einen Rollstuhlfahrer ohne großen Aufwand in den Waggon zu bekommen. Dazu legte man einfach Spurbleche in den Eingangsbereich und er konnte mit seinem motorisierten Rolli in den Zug fahren. Da der behindertengerechte Wagen gleich mein Nachbarwagen war, suchte ich den Rollstuhlfahrer auf, um in zu fragen, ob ich davon ein paar Fotos machen kann. Es stellte sich heraus, dass er in Trondheim die deutsche Sprache und in Hamar Journalismus studiert und er die Bahn zum Pendeln benutzt. Er erzählte mir noch, dass er oft in Deutschland unterwegs ist und bedauerte es, dass der Service der deutschen Bahn nicht so gut ist, wie 
der der norwegischen.
Ab Lillehammer führte nun die Fahrt im Gudbrandsdalen entlang. Kurz vor Ringbu hielt ich nach der berühmten Stabkirche Ausschau und mußte entdecken, dass sie vom Zug viel schöner zu sehen ist, als von der E 6! Übrigens ein Vorteil, der mir schon nach den ersten Kilometern meiner Bahnfahrten auffiel. Da man nur eine Seite im Blick hat, betrachtet man sie viel intensiver. Dafür verpasst man auf der anderen fast alles.

Je weiter man in Richtung Dovrefjell kam, desto grauer wurde auch der Himmel. Ab Dombås zeigte sich auch alles wieder grau in grau. Ich bedauerte auch wieder, dass bei der hohen Geschwindigkeit von 130 km/h der Schnee bei der Dovrefjellüberquerung sehr aufgewirbelt wurde. Stellenweise wurde mir die Sicht gänzlich genommen. Aber bei der Abfahrt ins Drivdalen wurde die Geschwindigkeit auf 80-90 km/h verringert, so dass ich die Dramatik des Tales wieder genießen konnte.
Da die landschaftlichen Höhepunkte nun vorbei waren, nutzte ich die Zeit, um im Bistrowagen einen Kaffee zu trinken und etwas zu essen. Mit gut 20 Minuten Verspätung kam der Zug dann gegen 15.30 Uhr in Trondheim an. Die 570 km lange Strecke legte er in 6 h 40 min zurück. Meine Gesamtstrecke dürfte jetzt bei ca.1.700 km liegen.

In Trondheim ließ ich mich zum Rosenborg Vandrerhjem bringen. Hier setze ich auch gleich meine
Reiseplanänderung in Tat um. Denn wer sich am Anfang mit der Karte auseinandergesetzt hat, wird wissen, dass ich morgen nach Grong weiterreisen wollte. Am Tag meiner Abfahrt beschloss ich aber, für zwei Nächte in Trondheim zu bleiben und werde Morgen nur einen Ausflug nach Grong unternehmen.
In den Seitenstraßen von Trondheim wurde ich gleich an mein Heimatkaff erinnert. Denn die Straßen sind
genau so schlecht gepflügt und es bilden sich die selben Fahrrinnen wie bei uns. Also Elbingeröder, meckert nicht mehr so viel rum! Bei uns ist es nicht schlechter, als in einer 145.000 Einwohner großen norwegischen Stadt.
Nachher werde ich wieder die Zeit nutzen, um einige Nachtaufnahmen zu machen.

Fotos folgen....

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Halli hallo, man mag es nicht glauben, aber ich habe endlich mal ein Telefonnetz.
Hier folgen die längst überfälligen Bilder.
 

Zu den Bildern:  
 
Bild1: "Unterwegs in Hedmark" Das ist eigentlich mehr ein verunglückter Versuch einer Landschaftsaufnahme.
 
Bild2: "Rollstuhlfahrer und Eisenbahn" Der behindertengerechte Service der NSB macht es möglich, dass die Eisenbahn für Rollstuhlfahrer ein bequemes und unkompliziertes Verkehrsmittel ist.
 
Bild3: "Trondheim by night" Nachtansicht von der Festung Kristiansten.
  
Bild4: "Das Portal des Nidarosdom" Im Winter ist es sogar möglich, das Portal mit 35mm Brennweite zu
fotografieren.
 
Ha det bra vorheriger Tag nächster Tag
André