Molde, 24.03.2002 um 21.29 Uhr vorheriger Tag nächster Tag
an Bord der MS Midnatsol
 

Hei,
der Küstendampfer hat mich nun in 48 Stunden gute 1000 km gen Süden gebracht und heute war mal ein
ziemlich langweiliger Tag. Es gab keine Highlights und das Wetter zeigte sich von einer eher blassen Art. Daher brennen mir auch nicht die Augen vom vielen gucken und ich habe auch keine Schmerzen im obersten Glied des rechten Zeigerfingers vom vielen auf-dem-Auslöser-Rumgedrücke. Ganz entspannt saß ich heute, fast den ganzen Tag, im Panoramasalon und schaute mir die Küste Trøndelags und Møre og Romsdalens an. 
Heute Morgen bin ich auch erst um 09.30 Uhr aufgestanden und sprang dann noch mal vor die Tür, um
die MS Midnatsol neben der MS Nordnorge zu fotografieren. Erwähnen möchte ich dabei eigentlich nicht, dass mein Schiff fast ohne mich abgefahren wäre. Die Luken schlossen schon und man wollte gerade die Gangway einfahren, als ich angesprintet kam. Die Zahlmeister-Assistentin schimpfte auch mit mir, mußte dann aber zugeben, dass man das Schiff drei Minuten zu früh seeklar machte. Bei der Fahrt durch den Trondheimsfjorden kam das Schiff auch an der Werft vorbei, wo das neue Hurtigrutenschiff, die MS Trollfjord gebaut wird. So konnte ich die ersten Fotos von der Bude machen.

Danach folgte eine stundenlange Fahrt durch die Trondheimsleia vorbei an vielen Inseln, wie z.B. Hitra und Smøla. Dabei möchte ich mal erwähnen, dass bei der langen Fahrt entlang der norwegischen Küste die Kombination meines GPS und des Veiatlas sehr hilfreich ist. So kann ich immer genau meine Position feststellen und im Atlas nachschauen, wenn es etwas Interessantes an Land zu sehen gibt. So sah ich dann heute auch die berühmte Insel Grip mit ihrem markanten Leuchtturm. Die Siedlung konnte man auch ausmachen. Nur die Stabkirche konnte ich auch mit optischer Verstärkung nicht erkennen. Lustig fand ich dann die Durchsage, mit der man auf die Insel aufmerksam machte und die Geschichte dazu erzählte. Nur kam sie 15 Minuten zu spät und die Leute suchten vergebens den Leuchtturm. Denn der war bereits schon hinter uns. Mit Erleichterung sah ich heute auch, dass ein Sicherheitsscheck an allen Geräten, die zur
Evakuierung der Passagiere dienen, durchgeführt wurde. Alles lief perfekt ! Auch habe ich heute wieder Kong Harald gesehen. Er ist also noch an Bord :-)) Bei der Fahrt konnte ich neben vielen Seevögeln auch einen Seehund beobachten. Er hielt sich aber nicht für fotogen und tauchte ab, als ich zur Kamera greifen wollte. 

Bei meinem Gang übers Schiff kam mir heute ein hübsche, junge Frau entgegen. Sie trug eine schwarze Uniform und voller Erstaunen entdeckte ich an ihren Jackenärmeln zwei goldene Streifen mit einer Raute darüber. Also gab es an Bord der MS Midnatsol tatsächlich eine Steuerfrau. In Kristiansund sprach ich kurz mit ihr und fragte sie, ob sie die einzigste Frau in diesem Job bei der Hurtigruten sei. Sie erzählte mir aber, dass auf der MS Nordlys noch eine Frau im Rang eines Offiziers fahren würde. 
Habe ich doch gestern die Häfen von Vardø, Brønnøysund und Rørvik erwähnt, so muß ich heute auch
mal den Hafen von Molde erwähnen. Nicht nur weil er landschaftlich schön liegt und die Ein- und
Ausfahrt im Dunkeln sehr nett anzusehen ist, sondern viel mehr, weil es hier für norwegische Verhältnisse sehr ordentlich und sauber war. Gerade bei den sonst schmuddeligen und rumpeligen Hurtigrutenkais habe ich so etwas noch nie gesehen. Hier gab es eine schöne, gepflegte und bequeme Wartehalle. Darin war ein geräumiger Laden untergebracht. Im Gegensatz zu den runtergekommenen und dreckigen Kais, wie in Tromsø, Vardø, Kristiansund, Stamsund oder Stokmarknes, gab es hier einen sehr sauberen Kai. Es standen keine ollen Paletten, schmudellige Ölfässer oder rostige Container rum. Selbst das größte Sorgenkind der Hurtigrutenkais, die Lagerhalle, glänzte frisch gestrichen im Dunkel der Nacht. Es gab hier sogar ein Schaufenster mit einem Diorama, das eine Kampfszene aus dem 2.Weltkriegs darstellte. Dabei wurde gerade der Torpedojäger "Sleipneer" von einer Heinkel He 111 angegriffen. Der Gestalter hat sich da mit den Revellmodellen sehr viel Mühe gegeben. Da wir in Molde sind, kann ich mir auch vorstellen, dass man hier im Sommer statt des Gestanks von brackigem Hafenwasser vom Duft vieler blühender Rosen empfangen wird. Die Anlage hat mich sehr positiv überrascht, daher wollte ich es mal erwähnen.

Ich habe mal noch eine Frage an Euch. Wer kennt sich denn so richtig gut mit Norwegen aus. Auf der
MS Nordstjernen wurde immer mit einer Melodie zu den Mahlzeiten gerufen. Aus dem Bericht über das
Schiff im "Ostseereport spezial" weiß ich, dass sie jeden Tag zwei mal mit einer Lyra gespielt wird.
Das konnte man sogar hören :-))) Mit großer Überraschung hörte ich nun die Melodie auch auf der MS
Midnatsol. Hier kam sie aber vom Band :-)) Diese Melodie habe ich sonst noch nie an Bord eines
Hurtigrutenschiffs gehört. Da ich gestern sah, dass eine Mutter mit ihren Kindern ein Lied zu
dieser Melodie sang, nehme ich an, dass es sich um ein norwegisches Kinderlied handelt, dass etwas
mit den Mahlzeiten zu tun hat. Weiß jemand was das für ein Lied ist ? Ich könnte Euch ja mal die Melodie vorsummen. Sie liegt mir ja seit Tagen in den Ohren. Aber....
 

Zu den Bildern:  Die Bilder von heute sind eher langweilig und lieblos gemacht.
 
Bild1: "Impressionen aus Kristiansund 1"
 
Bild2: "Impressionen aus Kristiansund 2"
 
Bild3: "Schwimmende Tankstelle" - Ich bin ja nun schon seit einigen Jahren an der norwegischen Küste unterwegs. Aber so eine lustige Tankstelle habe ich noch nie gesehen. Interessant sie auch die beiden Tankwarte auf dem Mast.
  
Bild4: "MS Trollfjorden in der Werft" - Mal ein Bild für alle, die sich für die Hurtigruten interessieren.
 
Ha det bra vorheriger Tag nächster Tag
André