Hei,
der Küstendampfer hat mich nun in 48 Stunden gute 1000 km gen Süden gebracht und heute war mal ein
ziemlich langweiliger Tag. Es gab keine Highlights und das Wetter zeigte sich von einer eher
blassen Art. Daher brennen mir auch nicht die Augen vom vielen gucken und ich habe auch keine
Schmerzen im obersten Glied des rechten Zeigerfingers vom vielen auf-dem-Auslöser-Rumgedrücke. Ganz
entspannt saß ich heute, fast den ganzen Tag, im Panoramasalon und schaute mir die Küste Trøndelags
und Møre og Romsdalens an.
Heute Morgen bin ich auch erst um 09.30 Uhr aufgestanden und sprang dann noch mal vor die Tür, um
die MS Midnatsol neben der MS Nordnorge zu fotografieren. Erwähnen möchte ich dabei eigentlich
nicht, dass mein Schiff fast ohne mich abgefahren wäre. Die Luken schlossen schon und man wollte
gerade die Gangway einfahren, als ich angesprintet kam. Die Zahlmeister-Assistentin schimpfte auch
mit mir, mußte dann aber zugeben, dass man das Schiff drei Minuten zu früh seeklar machte.
Bei der Fahrt durch den Trondheimsfjorden kam das Schiff auch an der Werft vorbei, wo das neue
Hurtigrutenschiff, die MS Trollfjord gebaut wird. So konnte ich die ersten Fotos von der Bude machen.
Danach folgte eine stundenlange Fahrt durch die Trondheimsleia vorbei an vielen Inseln, wie
z.B. Hitra und Smøla. Dabei möchte ich mal erwähnen, dass bei der langen Fahrt entlang der norwegischen
Küste die Kombination meines GPS und des Veiatlas sehr hilfreich ist. So kann ich immer genau meine
Position feststellen und im Atlas nachschauen, wenn es etwas Interessantes an Land zu sehen gibt.
So sah ich dann heute auch die berühmte Insel Grip mit ihrem markanten Leuchtturm. Die Siedlung
konnte man auch ausmachen. Nur die Stabkirche konnte ich auch mit optischer Verstärkung nicht
erkennen. Lustig fand ich dann die Durchsage, mit der man auf die Insel aufmerksam machte und die
Geschichte dazu erzählte. Nur kam sie 15 Minuten zu spät und die Leute suchten vergebens den
Leuchtturm. Denn der war bereits schon hinter uns. Mit Erleichterung sah ich heute auch, dass ein Sicherheitsscheck an allen Geräten, die zur
Evakuierung der Passagiere dienen, durchgeführt wurde. Alles lief
perfekt ! Auch habe ich heute wieder Kong Harald gesehen. Er ist also noch an
Bord :-)) Bei der Fahrt konnte ich neben vielen Seevögeln auch einen Seehund beobachten. Er hielt sich aber nicht für fotogen und tauchte ab, als
ich zur Kamera greifen wollte.
Bei meinem Gang übers Schiff kam mir heute ein hübsche, junge Frau entgegen. Sie trug eine schwarze Uniform und voller Erstaunen entdeckte ich an ihren Jackenärmeln
zwei goldene Streifen mit einer Raute darüber. Also gab es an Bord der MS Midnatsol tatsächlich
eine Steuerfrau. In Kristiansund sprach ich kurz mit ihr und fragte sie, ob sie die einzigste Frau
in diesem Job bei der Hurtigruten sei. Sie erzählte mir aber, dass auf der MS Nordlys noch eine
Frau im Rang eines Offiziers fahren würde.
Habe ich doch gestern die Häfen von Vardø, Brønnøysund und Rørvik erwähnt, so muß ich heute auch
mal den Hafen von Molde erwähnen. Nicht nur weil er landschaftlich schön liegt und die Ein- und
Ausfahrt im Dunkeln sehr nett anzusehen ist, sondern viel mehr, weil es hier für norwegische
Verhältnisse sehr ordentlich und sauber war. Gerade bei den sonst schmuddeligen und rumpeligen
Hurtigrutenkais habe ich so etwas noch nie gesehen. Hier gab es eine schöne, gepflegte und bequeme
Wartehalle. Darin war ein geräumiger Laden untergebracht. Im Gegensatz zu den runtergekommenen und
dreckigen Kais, wie in Tromsø, Vardø, Kristiansund, Stamsund oder Stokmarknes, gab es hier einen
sehr sauberen Kai. Es standen keine ollen Paletten, schmudellige Ölfässer oder rostige Container
rum. Selbst das größte Sorgenkind der Hurtigrutenkais, die Lagerhalle, glänzte frisch gestrichen im
Dunkel der Nacht. Es gab hier sogar ein Schaufenster mit einem Diorama,
das eine Kampfszene aus dem 2.Weltkriegs darstellte. Dabei wurde gerade der Torpedojäger "Sleipneer" von einer Heinkel He
111 angegriffen. Der Gestalter hat sich da mit den Revellmodellen sehr viel Mühe gegeben. Da wir
in Molde sind, kann ich mir auch vorstellen, dass man hier im Sommer statt des Gestanks von
brackigem Hafenwasser vom Duft vieler blühender Rosen empfangen wird. Die Anlage hat mich sehr
positiv überrascht, daher wollte ich es mal erwähnen.
Ich habe mal noch eine Frage an Euch. Wer kennt sich denn so richtig gut mit Norwegen aus. Auf der
MS Nordstjernen wurde immer mit einer Melodie zu den Mahlzeiten gerufen. Aus dem Bericht über das
Schiff im "Ostseereport spezial" weiß ich, dass sie jeden Tag zwei mal mit einer Lyra gespielt wird.
Das konnte man sogar hören :-))) Mit großer Überraschung hörte ich nun die Melodie auch auf der MS
Midnatsol. Hier kam sie aber vom Band :-)) Diese Melodie habe ich sonst noch nie an Bord eines
Hurtigrutenschiffs gehört. Da ich gestern sah, dass eine Mutter mit ihren Kindern ein Lied zu
dieser Melodie sang, nehme ich an, dass es sich um ein norwegisches Kinderlied handelt, dass etwas
mit den Mahlzeiten zu tun hat. Weiß jemand was das für ein Lied ist ? Ich könnte Euch ja mal die
Melodie vorsummen. Sie liegt mir ja seit Tagen in den Ohren. Aber....
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