Bjerka, 02.02.2003 um 18.45 Uhr
heutige Strecke: 589 km
Gesamtstrecke: 4110 km
Position: 66°09' nB ; 013°50' oL
Temperatur: -4° C
 

Hei hei,
heute Morgen brachen wir überpünktlich um 07.20 Uhr auf. Als wir starteten, setzte gerade die Dämmerung ein und wir fuhren die ersten Kilometer durch eine unwahrscheinlich schöne Blaue Stunde. So ein tiefes Blau erlebten wir noch nie. Der Himmel, der Schnee und die Bäume erschienen stahlblau. Es war unbeschreiblich und nicht zu fotografieren. Auf der Strecke nach Riksgränsen hätten wir fast einige Zwischenfälle mit Ripans gehabt. Einmal musste ich auf voll auf die Eisen, weil zwei Schneehühner auf der Straße standen und eins wäre uns um Haaresbreite in die Frontscheibe geknallt. Eigentlich schmecken sie ja sehr gut. Aber wer will die Sauerei am Auto beseitigen. Auf unserer heutigen Tour erlebten wir einen Temperaturanstieg von 25°C. Am Torneträsk herrschten heute Morgen noch -24°, am Tysfjorden hingegen +1°.
In Narvik lagen heute Morgen drei große Erzfrachter im Hafen, die wir kurz fotografierten.
Dann war es soweit. 20 km hinter Narvik trafen wir sie. Na wen schon? Natürlich! Eine Elchmama mit ihren halbwüchsigen Sprößlingen. Sie standen gut 10 m neben der Straße. Ohne Bäume, ohne größere Sträucher. So konnten wir sie schön fotografieren. Zudem stiegen wir aus dem Auto und standen ihnen gegenüber. Leider hatten wir keine Äpfel mit. Da sie so zutraulich waren und schön vor der Kamera posten, hätte ich ihnen gerne eine Belohnung gegeben. Irgendwann zogen sie dann gemütlich weiter. Das waren nun Elch Nr. 9, 10 und 11. Damit ist der Rekord vom September 1997 gebrochen.
Da wir gut in der Zeit lagen, konnten wir uns einen Abstecher leisten. Als ich im September zu Besuch bei den Reubers war, zeigten sie mir eine schöne Aufnahme vom Stetinden. ( An dieser Stelle mal einen schönen Gruß nach Arnsberg.) Diese machte mich ein wenig neugierig und ich wollte mir auch einmal den Berg anschauen. Er ist ein gigantischer, 1.392 m hoher Granitobelisk, mit einer eigenartigen Form. (Diese Aufnahme findet man auch als Motiv im e-card Sevice beim Norwegen-Treffpunkt .) Dazu bogen wir auf die RV 827 ab. Das Problem war nur, dass wir um 10.40 Uhr die Fähre in Kjøpsvik erreichen mussten. Aber es war gut getimed. Nach einer Fotopause erreichten wir den Fähranleger pünktlich um 10.30 Uhr. Dabei passierte mir eine kleine Peinlichkeit. Der Zahlmeister wollte für die Passage 127 NOK haben. Also gab ich in einen 100 Kronenschein, einen 20 Kronenschein und sieben Kronen in Münzen. Einen 20 Kronenschein????? Gibt es doch in Norwegen gar nicht!!!
Er schaute mich schon strafend an und sagte mir, dass es schwedisches Geld ist. Der "Nils" schon wieder... Nach 45 minutiger Überfahrt setzten wir den Weg in Richtung Fauske fort.

Kurz vor Fauske begann der Wind stark zu wehen und es gab unangenehme Schneeverwehungen.
Ich machte mir schon große Sorgen wegen der Saltfjellüberquerung. Die Auffahrt zum Saltfjellet war spiegelglatt. Es war mit das Glatteste, was ich bisher sah. Das blanke Eis. Wie im Eiskanal. So erlebte ich auch mal ein kleines Verkehrsproblem. Durch die Glätte kam ein Sattelzug an der kurvenreichen und steilen Auffahrt zum stehen. Eine Situation, wie sie im Harz beim Fall einer Schneeflocke entsteht. Gelassen und geduldig setzte er seinen Zug über einige Kilometer zurück. Er wollte den nahegelegenen Truckstop erreichen. Alle Verkehrsteilnehmer nahmen Rücksicht und halfen dabei. Bei uns an den Auffahrten in den Harz, wie z.B. bei Bolmke, am Torfhaus oder am Oderhaus wäre nun das volle Chaos entstanden. Auf dem Saltfjellet hingegen war das Wetter verhältnismäßig gut. Ein wenig Wind fegte den Schnee über die vereiste Straße und man konnte das Gebirge mit guten 90 Km/h überqueren. Um 14.53 Uhr überquerten wir den Polarkreis und verließen nach sieben Tagen die Polarregion. Kurz danach begegneten uns drei Audi-Testfahrzeuge. Testfahrzeuge aus deutschen Automobilschmieden begegneten wir nun schon oft in Skandinavien.
Am Bahnhof Bolna hielten wir noch kurz an, um einige Fotos von der Nordlandsbanen zu machen. Zu meiner einen Enttäuschung war keine Signalflagge gesetzt. Denn davon brauchte ich noch ein Foto für einen Zeitungsartikel. Die andere Enttäuschung bemerkte ich schon vor meiner Reise. Denn die NSB setzt nun auch auf der Nordlandsbanen den unbequemen Fortschritt "Made in Germany" ein. Die schönen bequemen Expresszüge wurden durch die Agenda-Einheiten (in Deutschland bekannt als BR 444 - Talent) ersetzt. Gut, ich muss zugeben die Triebwagen sind ökonomischer und ökologischer als die Henschel 
Di 4 und schaffen die 728 km lange Strecke in 9h 08 min. Aber wer will so viel Zeit in den unbequemen Sitzen verbringen. Ohne den bequemen Speisewagen. Die Kinder haben keinen Spielwagen mehr und ob die Fahrradmitnahme noch so reibungslos klappt, weiß ich nicht. So bin ich sehr froh, dass ich meine Bahnreise im letzten Jahr machte. Zudem werde ich den einmaligen, ungedämpften Sound der Di 4 in den endlosen Weiten Trøndelags und Nordlands vermissen.

Aufmerksame Leser werden nun wissen, dass wenn wir mal Elche sehen, es natürlich mehr als drei am Tag sind. Und so geschah dann ein paar Kilometer hinter Dunderland das Unfassbare. Gleich vier oder fünf Elche stapften auf einer kleinen Lichtung durch den tiefen Schnee. Zu unserem Glück befand sich da auch gleich ein Pflugplatz vom Statens Vegvesen und wir konnten sofort das Auto abstellen und zu Fuß einige Meter zurückschleichen. Leider war nur noch der letzte Elch zu sehen. Da wir mit keiner Genauigkeit sagen können wieviel es nun waren, zählten wir nur diesen. Also Elch Nr. 12. Gleich hinter uns hielt noch ein älteres Ehepaar. Sie sahen auch die Elche und wollten noch mal zurück. Dabei unterhielten wir uns kurz. Die Frau machte uns noch auf die Gefahr der Elche im Straßenverkehr aufmerksam und gab uns noch ein paar warnende und mahnende Wort auf den Weg. Danach verabschiedeten wir uns. Die Sache
wird mir nun auch etwas unheimlich. So viele Elche. Überall Spuren. Und der nächste ist Elch Nr. 13! Der wird uns doch nicht in der Fahrgastzelle besuchen!!! Zum Glück sind wir nicht abergläubisch. Sonst müssten wir das Auto stehen lassen und mit der Bahn nach Hause fahren.
Noch eine erfreuliche Sache gibt es zu berichten. In Mo i Rana fuhr ich heute sicher und ohne Probleme durch den Kreisel, aus dem ich im Januar 2001 gerutscht bin. Im Graben hätte ich auch heute nicht landen können, denn am Kreiselrand lagen weit mehr als 1 m Schnee. Hier liegt wirklich sehr viel Schnee. Unser Vermieter sagte mir, es liegen hier 1,20 m. Im Gebirge mehr als 2 m. Nun habe ich keine Lust mehr. Von daher.
 

Zu den Bildern:
 
Bild1: Mütterliche Fürsorge gibt es auch unter Elchen.
 
Bild2: So fotografiert man Elche!
 
Bild3: Am Efjorden
 
Bild4: Der Stetinden
 
Bild5: Was in Deutschland die Krähen, sind hier die Kormorane
 
Ha det brå
André