Hei hei,
eigentlich sollte der Tag ja anders verlaufen. Wir planten mit der alten MS "Lofoten" von Nesna
nach Brønnøysund zu fahren. Aber wie ich schon berichtete, nehmen sie keine Autos an Bord. Der
Grund liegt wohl darin, dass sie das Teleskopgestell zur Autoverladung nicht mitführen. So planten
wir den Tag um. Anstatt nach Nesna fuhren wir über Mosjøen nach Sandnessjøen. Dabei fuhr ich heute
sehr vorsichtig. Das lag aber weniger am starken Schneefall und den starken Schneeverwehungen, die
mir teilweise die Sicht nahmen, sondern es lauert ja noch irgendwo Elch Nr. 13 heimtückisch und
hundsgemein auf uns. Aber der Gedanke an Elch Nr. 13 war schnell vergessen. Denn von Mosjøen nach
Sandnessjøen fuhren wir auf der Rv 78. Diese hatte es in sich! Schmale kurvenreiche
Straßenabschnitte steil am Vesnfjorden. Dazu schmale, dunkle Tunnel, in denen gefährliche Eiszapfen
an der Firste hingen. Zudem die Glätte, Eisschlaglöcher und der Schneefall mit starken Windböen.
Die Strecke verlangte höchste Konzentration. Auf der Rv 17 ging es dann.
In Sandnessjøen warteten wir im Hafen auf die Ankunft der MS "Lofoten". Sie ist das letzte
historische Postschiff im Hurtigrutendienst. Sie fährt nur in diesem Winter, da sie die MS
"Nordnorge" ersetzt. Nach der Ankunft besichtigte ich das Schiff ausführlich und fotografierte
jeden Winkel. Es wird sicher das letzte mal sein, dass ich das Schiff im Liniendienst erlebe.
Danach fuhren wir in Richtung Tjøtta. Hinter Sandnessjøen hörte es plötzlich auf zu schneien und
der Himmel klarte auf. So besichtigten wir noch kurz den Pfarrhof Alstahaug. Im Sommer kann man
hier kaum Fotos machen, da die Bäume belaubt sind. Heute klappte es phantastisch. Zudem zeigten
sich auch die "Sieben Schwestern". In Tjøtta warteten wir über eine Stunde auf die Fähre. Bei der
Überfahrt nach Forvik gab es gegen 15.30 Uhr einen sehr schönen Sonnenuntergang.
Habe ich gestern noch gemeint, dass die Auffahrt zum Saltfjellet das Glatteste war, was ich
gesehen habe, so muss ich dies revidieren. Denn der Abschnitt der Kystriksveien von Forvik nach
Anddalsvåg war das, was man einen Spiegel nennt. Das Eis auf der Straße war so blank, dass sich
alles drin spiegelte. Hier hätte ich gerne mal ein Auto mit neonbeleuchteten Unterboden gesehen.
Das muss wohl Klasse aussehen. Besser als auf Asphalt. Es war hier so glatt, dass der Wind das Auto
seitwärts über die Straße schob. Selbst die Spikes zeigten nicht mehr 100% Haftung. So ging es dann
die 17 km auch nur im Konvoi mit 60 km/h vorwärts. Selbst die Norweger waren vorsichtig. Aber
irgendwann wurde das Eis durch eine Schneeschicht abgestumpft. Das war aber verräterisch, da die
Schneeschicht plötzlich in einer Kurve nachließ. Da bin ich doch etwas abgegangen.
Wir fanden dann eine Hüttenvermietung vor den Toren Brønnøsunds. Hier übernachten wir nun auf
freiem Feld und der Wind plästert tierisch ums Haus. Das macht aber nichts, denn hier ist es
schweinewarm warm. Immerhin 37° wärmer, als wir es vor vier Tagen hatten. Hauptsache das macht
der Kreislauf mit :-)) Und da sagen meine Freunde, die Norwegen nicht kennen, in Norwegen wäre es nur
kalt. Pustekuchen! Affenhitze!
Die heutige Strecke hatte zwar nur eine Länge von 159 km, aber sie verlangte
einem alles ab. Hohe
Aufmerksamkeit, ständige Konzentration, ein wenig Erfahrung und etwas fahrerisches Können. So habe
ich mir den Trip vorgestellt und so bereitet es mir viel Freude. Es stärkt auch etwas das Ego. Die
Spikes sind unverzichtbar. Ohne sie wären wir nie nach Lappland gekommen und hätten heute unser
Ende gefunden. Sie sind und bleiben die beste Investition dieser Tour und ein hoher Standard an
Sicherheit. Morgen geht es nach Trøndelag und dann weiter nach Westnorwegen. Nun will ich noch ein
wenig Schnee schaufeln, damit wir morgen aus der Schneewehe vorm Haus rauskommen. Von daher.
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