Björkliden, 28.01.2003 um 20.09 Uhr
heutige Strecke: 374 km
Gesamtstrecke: 3181 km
Position: 68°24' nB ; 018°41' oL
Temperatur: -24° C
 

Hej hej,
ich weiß nicht, wer es immer so gut mit uns meint. Nachdem wir gestern Schwierigkeiten hatten eine Hütte zu finden, entpuppte sich die gestrige Hütte als Polarlichtbeobachtungsstation. Unser Fenster zeigte direkt in nördliche Richtung. Immer wenn ein schönes Polarlicht am Himmel zappelte, konnten wir in die Kälte laufen und einige Fotos machen. Dabei muss ich mal die Kameras lobend erwähnen. Sie hielten prima bei den -29° durch. Wer meinen Bericht vom Winter 2001 kennt, wird ja wissen wie ich damals über die Olympus schimpfte. Aber nun habe ich sie bestens erzogen und sie hält prima durch.
Mit den Temperaturen ist es eigenartig. Wer unsere Kälte kennt, wird wissen, dass der Frost ab -10° fies ins Gesicht beißt. Hier merkt man nichts. Nur sobald man durch den Mund Luft holt, schreien die Bronchien: "Tür zu!" Das ist etwas unangenehm. Ich muss mich auch stark zwingen durch die Nase zu atmen. Heute fuhren wir noch mal zum Eishotel. Die Besichtung ging aber schnell zu Ende. Was sollten wir hier auch? Erst gingen wir um die Hütte herum. Bei -30° war es etwas bissig. Zunächst fiel uns auf, dass es gestern wohl ein Gelage gab und einigen Herrschaften das Essen unverdaut aus dem Gesicht fiel. Es gab etwas mit Nudeln. Sah nicht sehr appetitlich aus und schreckte uns erst einmal ab. Dann hatten wir auch noch die Frechheit und gingen einfach in das Hotel hinein. Da rief man uns zurück und verlangte 100 SEK Eintritt. 100 SEK ? Wofür ?
Nur um mal in die Hütte zu gucken? Also wir sind nun wirklich nicht geizig. Uns war es 1000 SEK wert den Scooter zu leihen. Aber den Leuten hier 100 Kronen in den Rachen schmeißen? Nein! Also fielen mir nur zwei Worte ein: "Hej då!" Und schon waren wir verschwunden. Die hätten mal die Goebelmassen beseitigen sollen bevor sie die Touris abzocken. Das Geld hätte ich lieber einem Bedürftigen gegeben. Wir wollten nicht dafür sorgen, dass die Leute hier zu reich werden. Der Preis für eine Hütte in Schweden liegt zwischen 400 - 600 SEK (der aktuelle Kurs liegt bei 1 : 8,6) hier wollte man 530 - pro Person! So wären wir mit 1060 dabei gewesen. Belegt man sie voll, sind es 2120 ! Na ja, es gibt aber genügend Leute, die es zahlen. Gut betuchte Touris - denen dann das Essen aus dem Gesicht fällt :-)))
 
So ließen wir den Zirkus hinter uns und widmeten uns interessanteren Dingen. Zunächst fuhren wir nach
Nikkaluokta. Auf der Straße dorthin kamen uns viele Tiertransporter entgegen und wir vermuteten, dass die Samis dort ihre Rentiere zusammentreiben und sie verladen würden. So war es dann auch. Wir kamen an ein Gehege, verhandelten mit ihnen und konnten sie bei der Arbeit fotografieren. Einige Rene lagen schon in Einzelteilen demontiert auf der Erde, andere hat man in PKW Anhänger und LKWs verladen. Man erklärte uns noch die Bedeutung der Kerben im Ohr und wollte uns Geweihe verkaufen. (Die sammeln wir doch immer im Wald ! ) Nachdem uns beim Fotografieren die Hände fast abgefroren waren, fuhren wir weiter. Wir versuchten noch eine Hütte in Nikkaluokta zu mieten. Hier war aber alles leer und verlassen. Zum Glück! Es ist zwar eine klasse Landschaft.
Aber... auf dem Rückweg gab es... na was wohl? Vier Elche! Erst zwei Einzelgänger. Der zweite stand 
25 m neben der Straße und knabberte in aller Ruhe an Sträuchern und Birken. Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Ca. 15 min. standen wir neben ihm. Dummerweise war das Gestrüpp sehr dicht und wir konnten ihn kaum fotografieren. Ich stieg dann aus und bat ihn, ein paar Schritte aus dem Gebüsch zu kommen. Aber er verstand mich nicht. So fuhren wir weiter. Der Wagen war noch nicht richtig beschleunigt, da standen schon die nächsten Beiden. Aber immer waren einige Sträucher oder Äste im Weg. So sind es keine erstklassigen Fotos geworden. Ich schicke sie trotzdem mal durch. Auf jeden Fall waren es Elch Nr. 5, 6, 7, und 8. Der Rekord liegt bei 10 auf einer Tour und stammt aus dem Jahr 1997. Mal sehen ob wir ihn toppen können.

In Kiruna kauften wir noch ein und tankten das Auto voll. Dann machten wir uns auf den Weg nach Abisko. Auf der Strecke erlebten wir noch etwas eigenartiges. Über der Strecke flimmerten kleine Eiskristalle, die als feiner Schneegriesel vom Himmel fielen. Hier oben fahren ja alle Autos mit einer riesigen Flutlichtanlage rum und das Aufblendlicht wurde von den Kristallen senkrecht in den Himmel absorbiert. Es sah aus, wie eine Lasershow über einer Disko. Man konnte die Fahrzeuge noch lange nicht erkennen, sah aber die Lichtkegel senkrecht in den Himmel ragen. Wenn mehrere dieser Kegel hinter dem Horizont emporragten, sah es aus wie Flakscheinwerfer. Auf der Fahrt wurde die -30° Grenze unterschritten. In Abisko war alles zu und wir mussten weiter. Dasselbe erlebten wir in Björkliden. Doch dann kümmerten sich einige Leute freundlich um uns und wir konnten doch noch eine schöne Hütte mieten. Zwar mussten wir einen Stellplatz für das Auto frei graben, aber so bleibt man bei den Temperaturen warm :-)) Hier bleiben wir bis Sonntag und es ist viel besser, als in Kiruna. 
So, damit mein Tee nicht kalt wird, werde ich den Text mal beenden. Von daher.

P.S. Morgen kann ich die fehlenden Fotos senden. Daher warne ich die Empfänger meiner Mails schon mal vor.
 

Zu den Bildern:
 
Bild1: Rentierzüchter bei der Arbeit1
 
Bild2: Rentierzüchter bei der Arbeit2
 
Bild3: Rentierzüchter bei der Arbeit3
 
Bild4: Rentierzüchter bei der Arbeit4
 
Bild5: Die heutigen Elche
Hej då
André