Hej hej,
ich weiß nicht, wer es immer so gut mit uns meint. Nachdem wir gestern Schwierigkeiten hatten eine Hütte zu
finden, entpuppte sich die gestrige Hütte als Polarlichtbeobachtungsstation. Unser Fenster zeigte direkt in
nördliche Richtung. Immer wenn ein schönes Polarlicht am Himmel zappelte, konnten wir in die Kälte laufen und
einige Fotos machen. Dabei muss ich mal die Kameras lobend erwähnen. Sie hielten prima bei den -29° durch.
Wer meinen Bericht vom Winter 2001 kennt, wird ja wissen wie ich damals über die Olympus schimpfte. Aber nun
habe ich sie bestens erzogen und sie hält prima durch.
Mit den Temperaturen ist es eigenartig. Wer unsere Kälte kennt, wird wissen, dass der Frost ab -10° fies ins
Gesicht beißt. Hier merkt man nichts. Nur sobald man durch den Mund Luft holt, schreien die
Bronchien: "Tür zu!" Das ist etwas unangenehm. Ich muss mich auch stark zwingen durch die Nase zu atmen.
Heute fuhren wir noch mal zum Eishotel. Die Besichtung ging aber schnell zu Ende. Was sollten wir hier auch?
Erst gingen wir um die Hütte herum. Bei -30° war es etwas bissig. Zunächst fiel uns auf, dass es gestern wohl
ein Gelage gab und einigen Herrschaften das Essen unverdaut aus dem Gesicht fiel. Es gab etwas mit Nudeln.
Sah nicht sehr appetitlich aus und schreckte uns erst einmal ab. Dann hatten wir auch noch die Frechheit und
gingen einfach in das Hotel hinein. Da rief man uns zurück und verlangte 100 SEK Eintritt. 100 SEK ? Wofür ?
Nur um mal in die Hütte zu gucken? Also wir sind nun wirklich nicht geizig. Uns war es 1000 SEK wert den
Scooter zu leihen. Aber den Leuten hier 100 Kronen in den Rachen schmeißen? Nein! Also
fielen mir nur zwei Worte ein: "Hej då!" Und schon waren wir verschwunden. Die hätten mal die Goebelmassen beseitigen sollen
bevor sie die Touris abzocken. Das Geld hätte ich lieber einem Bedürftigen gegeben. Wir wollten nicht dafür
sorgen, dass die Leute hier zu reich werden. Der Preis für eine Hütte in Schweden liegt zwischen 400 - 600
SEK (der aktuelle Kurs liegt bei 1 : 8,6) hier wollte man 530 - pro Person! So wären wir mit
1060 dabei
gewesen. Belegt man sie voll, sind es 2120 ! Na ja, es gibt aber genügend Leute, die es zahlen. Gut betuchte
Touris - denen dann das Essen aus dem Gesicht fällt :-)))
So ließen wir den Zirkus hinter uns und widmeten uns interessanteren Dingen. Zunächst fuhren wir nach
Nikkaluokta. Auf der Straße dorthin kamen uns viele Tiertransporter entgegen und wir vermuteten, dass die
Samis dort ihre Rentiere zusammentreiben und sie verladen würden. So war es dann auch. Wir kamen an ein Gehege,
verhandelten mit ihnen und konnten sie bei der Arbeit fotografieren. Einige Rene lagen schon in Einzelteilen
demontiert auf der Erde, andere hat man in PKW Anhänger und LKWs verladen. Man erklärte uns noch die
Bedeutung der Kerben im Ohr und wollte uns Geweihe verkaufen. (Die sammeln wir doch immer im
Wald ! ) Nachdem uns beim Fotografieren die Hände fast abgefroren waren, fuhren wir weiter. Wir versuchten noch eine Hütte in
Nikkaluokta zu mieten. Hier war aber alles leer und verlassen. Zum Glück! Es ist zwar eine klasse Landschaft.
Aber... auf dem Rückweg gab es... na was wohl? Vier Elche! Erst zwei Einzelgänger. Der zweite stand
25 m neben der Straße und knabberte in aller Ruhe an Sträuchern und Birken. Er ließ sich nicht aus der Ruhe
bringen. Ca. 15 min. standen wir neben ihm. Dummerweise war das Gestrüpp sehr dicht und wir konnten ihn kaum
fotografieren. Ich stieg dann aus und bat ihn, ein paar Schritte aus dem Gebüsch zu kommen. Aber er verstand
mich nicht. So fuhren wir weiter. Der Wagen war noch nicht richtig beschleunigt, da standen schon die
nächsten Beiden. Aber immer waren einige Sträucher oder Äste im Weg. So sind es keine erstklassigen Fotos
geworden. Ich schicke sie trotzdem mal durch. Auf jeden Fall waren es Elch Nr. 5, 6, 7, und 8. Der Rekord
liegt bei 10 auf einer Tour und stammt aus dem Jahr 1997. Mal sehen ob wir ihn toppen können.
In Kiruna kauften wir noch ein und tankten das Auto voll. Dann machten wir uns auf
den Weg nach Abisko. Auf der Strecke erlebten wir noch etwas eigenartiges. Über der Strecke flimmerten kleine Eiskristalle, die als
feiner Schneegriesel vom Himmel fielen. Hier oben fahren ja alle Autos mit einer riesigen Flutlichtanlage rum
und das Aufblendlicht wurde von den Kristallen senkrecht in den Himmel absorbiert. Es sah aus, wie eine
Lasershow über einer Disko. Man konnte die Fahrzeuge noch lange nicht erkennen, sah aber die
Lichtkegel senkrecht in den Himmel ragen. Wenn mehrere dieser Kegel hinter dem Horizont emporragten, sah es aus wie
Flakscheinwerfer. Auf der Fahrt wurde die -30° Grenze unterschritten. In Abisko war alles zu und wir mussten weiter. Dasselbe erlebten wir in Björkliden. Doch dann kümmerten sich
einige Leute freundlich um uns und wir konnten doch noch eine schöne Hütte mieten. Zwar mussten wir einen
Stellplatz für das Auto frei graben, aber so bleibt man bei den Temperaturen
warm :-)) Hier bleiben wir bis Sonntag und es ist viel besser, als in Kiruna.
So, damit mein Tee nicht kalt wird, werde ich den Text mal beenden. Von daher.
P.S. Morgen kann ich die fehlenden Fotos senden. Daher warne ich die Empfänger meiner Mails schon mal vor.
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